Wie ist der Unterricht am beruflichen Gymnasium organisiert?

Das berufliche Gymnasium ist in zwei Hauptphasen gegliedert:

  • Einführungsphase (Jahrgangsstufe 11): Diese Phase dient der Einführung in die gymnasiale Oberstufe und umfasst neben einer breiten Allgemeinbildung die Einführung in die berufsbezogenen Fächer. Der Unterricht erfolgt im Klassenverband. Förderunterricht in den Hauptfächern bietet bei Bedarf gezielte Unterstützung für den Übergang in die Qualifikationsphase. Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein Jahreszeugnis, dessen Noten über die Versetzung in die Jahrgangsstufe 12 entscheiden.
  • Qualifikationsphase (Jahrgangsstufe 12 und 13): In dieser Phase werden die Schülerinnen und Schüler in einem Kurssystem unterrichtet und wählen mit drei Leistungsfächern ihre eigenen Schwerpunkte. Darunter befinden sich ein oder zwei berufsbezogene Fächer. Die Ergebnisse dieser Phase fließen in die Abiturprüfung ein, die am Ende der Jahrgangsstufe 13 (April/Mai) stattfindet.

Der Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife erfordert den Nachweis von zwei Fremdsprachen. Die zweite Fremdsprache kann neu begonnen oder fortgeführt werden oder bereits vor der Oberstufe abgeschlossen sein. Im beruflichen Gymnasium können als zweite Fremdsprache beispielsweise Französisch oder Spanisch gewählt werden. 

Es gibt drei Ausgangssituationen:

  1. Wurde in der Mittelstufe (Sekundarstufe I) nicht am Unterricht in der zweiten Pflichtfremdsprache teilgenommen, muss eine neue einsetzende Fremdsprache begonnen und bis zur Abiturprüfung belegt werden.
  2. Wurde weniger als vier Jahre am Unterricht in der zweiten Pflichtfremdsprache teilgenommen, muss diese Fremdsprache weiter belegt oder eine andere neu begonnen und bis zur Abiturprüfung belegt werden.
  3. Wurde unmittelbar vor Eintritt in die gymnasiale Oberstufe vier Jahre durchgehend am Unterricht in einer zweiten Pflichtfremdsprache teilgenommen, ist die Pflicht erfüllt. Diese Fremdsprache kann dann, sofern die Schule das anbietet, freiwillig auf fortgeschrittenem Niveau weitergeführt oder es kann eine weitere Fremdsprache neu begonnen werden.

Das berufliche Gymnasium legt großen Wert auf die Beratung und Unterstützung seiner Schülerinnen und Schüler, um einen erfolgreichen Abschluss zu gewährleisten. Die Maßnahmen variieren je nach Schule und umfassen z. B.:

  • Informationsveranstaltungen: Diese finden sowohl am beruflichen Gymnasium als auch in der Sekundarstufe I statt, um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber über die Angebote zu informieren.
  • Schnuppertage: Bewerberinnen und Bewerber haben die Möglichkeit, die Unterrichtsorganisation, die neuen Fächer und das Anforderungsniveau kennenzulernen.
  • Selbsttests und Vorkurse: Diese helfen, die Lerninhalte der Sekundarstufe I zu wiederholen und fehlende Kenntnisse aufzuarbeiten.
  • Coaching-Systeme: Persönliche Begleitung durch Oberstufenschülerinnen und -schüler sowie Lehrkräfte zur Unterstützung bei schulischen und persönlichen Herausforderungen.
  • Schulsozialarbeit: Unterstützung bei schulischen und privaten Problemen.
  • Förderunterricht: Unterstützung beim Aufarbeiten von Defiziten und Vorbereitung auf die Leistungsfächer.
  • Selbstorganisiertes Lernen: Förderung der Eigenverantwortung für das eigene Lernen.
  • Berufs- und Studienberatung: Unterstützung bei der Planung der weiteren beruflichen Laufbahn.

Das berufliche Gymnasium bietet nach Möglichkeit der Schule eine Reihe von zusätzlichen Angeboten und speziellen Programmen, z. B.:

  • Bilinguales Leistungsfach: Schülerinnen und Schüler können ein berufsbezogenes Fach in einer Fremdsprache belegen, was ihre Sprachkompetenz fördert.
  • Besondere Lernleistung (BLL): Die Möglichkeit, eine umfangreiche schriftliche Hausarbeit zu erstellen, die in die Gesamtqualifikation einfließt.
  • Juniorstudium: Einige berufliche Gymnasien kooperieren mit Universitäten und Hochschulen, um begabten Schülerinnen und Schülern erste Studienerfahrungen zu ermöglichen. Sie können ausgewählte Veranstaltungen besuchen, die oft mit dem Unterrichtsstoff verknüpft sind. Dieses Angebot unterstützt auch die Studienwahl nach dem Abitur. Qualifikationen aus dem Juniorstudium können häufig angerechnet werden.
  • European Business Behaviour and Democracy (EBBD): An ausgewählten Gymnasien mit der Fachrichtung Wirtschaft mit bilingualem Angebot können Schülerinnen und Schüler das Certificate of Excellence in European Business Behaviour and Democracy (EBBD) erwerben. Dieses Diplom vermittelt zusätzliche Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft, Europa und Mobilität und stellt einen einheitlichen Standard sicher.
  • Arbeitsgemeinschaften: Einige berufliche Gymnasien bieten ihren Schülerinnen und Schülern Arbeitsgemeinschaften an, wie Finanz AG, Theater AG oder Gaming AG.
  • ERASMUS+: Viele berufliche Gymnasien bieten im Rahmen des Programmes ERASMUS+ der Europäischen Union Auslandspraktika und -fahrten an.
  • Sprachzertifikate: Viele berufliche Gymnasien bieten ihren Schülerinnen und Schülern die Vorbereitung auf ein Sprachzertifikat im Rahmen des regulären Fremdsprachenunterrichtes und / oder im Rahmen von Zusatzstunden an (z. B. Cambridge Certificate, DELF und DELE).
  • International Certification of Digital Literacy (ICDL): Der ICDL ist ein international anerkanntes Zertifikat, das grundlegende Computerkenntnisse bescheinigt. Die Prüfungen sind kostenpflichtig und weltweit anerkannt, insbesondere von Universitäten und großen Unternehmen. Viele berufliche Gymnasien sind zertifizierte Prüfungszentren und bieten vergünstigt Prüfungen an.