"Demokratie ist nicht selbstverständlich. Jede Generation muss sich neu darauf vereinbaren, sie neu erlernen, leben und verteidigen. Denn Demokratie ist nicht allein ein politisches System. Gelebte und gelingende Demokratie bedeutet die Wahl zu haben, bedeutet Menschenrechte, Freiheit, Respekt und Toleranz. Damit diese Werte Bestand haben, braucht es vor allem eines: Bildung"

-Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig

Demokratie in der Kita

Die Kindertageseinrichtung ist ein Erfahrungsraum demokratischer Kultur auf der Grundlage der Achtung der Würde jedes Menschen. Diese Grundlage gilt für alle Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Aussehen, Geschlecht, Behinderung, religiösen, politischen oder sozialen Anschauungen, sozialer und ökonomischer Situation. Demokratiepädagogik ist kein zusätzlicher Arbeitsbereich in Kindertageseinrichtungen, sondern ein wesentliches Element der Erziehung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. Dazu gehört auch die Erziehung zu Werten wie Gerechtigkeit und Toleranz. Träger, Fachberatung, Leitung, Erzieherinnen und Erzieher sowie Eltern sind gemeinsam gefordert, immer wieder die Beteiligungskultur und Wertehaltung (weiter) zu entwickeln.

Gruppe Kinder mit erhobenen Händen

Arbeitskreis Demokratiepädagogik

Im Ministerium für Bildung hat sich ein Arbeitskreis (AK) Demokratiepädagogik konstituiert, in den die Kita-Spitzen Vertretungen entsandt haben. Die regelmäßigen Treffen dienen dem Informationsaustausch, der Vernetzung und Weiterentwicklung von Konzepten und Formaten.

Schwerpunktthemen sind:

  • Demokratiepädagogik, Partizipation
  • Sensibilisierung gegen Rassismus
  • Menschenrechte: Werte und Haltung.

Demokratische Zusammenarbeit in der Kita

Durch den früheren Eintritt der Kinder in die Kindertagesbetreuung und längere Betreuungszeiten hat zudem die Zusammenarbeit mit den Eltern sowie deren Mitwirkung an Bedeutung gewonnen. Die Elternrechte werden durch verbindliche Mitbestimmungsprozesse von Elternvertretungen auf allen Ebenen gestärkt. Zugleich ist es für die Qualität der Betreuung wichtig, dass alle Verantwortlichen (Träger, Leitung, Fachkräfte, Eltern) die Perspektive des Kindes einnehmen und so zu dessen Wohle gut zusammenarbeiten. Deshalb wurde ein Gremium geschaffen, in dem alle Protagonisten gemeinsam über wesentliche Fragen und Entwicklungsperspektiven der Einrichtung beraten: der Kita-Beirat.

Eine pädagogische Fachkraft hat im Kita-Beirat explizit die Aufgabe, die im pädagogischen Alltag gewonnenen Perspektiven der Kinder in die Entscheidungsprozesse einzubringen, damit diese in den Beratungen der Erwachsenen berücksichtigt werden. Kinderperspektiven können dabei beispielsweise über alters- und entwicklungsgemäße Beteiligung herausgearbeitet werden. Damit setzt das KiTaG das Ziel des Übereinkommens vom 20. November 1989 über die Rechte des Kindes in der aktuellen Fassung um, den Kindern bei der Gestaltung des Alltags in den Tageseinrichtungen und der Kindertagespflege entwicklungsgerechte Beteiligungsmöglichkeiten einzuräumen.

Demokratie- und Europabildung in rheinland-pfälzischen Schulen

In Rheinland-Pfalz sollen alle Kinder und Jugendlichen die Bedeutung unserer Demokratie durch unmittelbares Erleben kennlernen. Sie sollen Verantwortung für das soziale Miteinander in den Schulen übernehmen dürfen, unmittelbar in Entscheidungsprozesse eingebunden werden und auf diesem Weg das Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft verinnerlichen. Neben dem Klassenrat, einem wichtigen Instrument zur Förderung der Entwicklung von demokratischen Handlungskompetenzen, dem Projekt Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage oder der Bewerbung als Modellschulen für Partizipation und Demokratie, stehen den rheinland-pfälzischen Schulen dazu zahlreiche Angebote der Demokratiebildung offen.

Ergänzt werden diese Angebote durch Austauschprogramme und Schulpartnerschaften, die den Schülerinnen und Schülern den Kontakt mit Gleichaltrigen aus ganz Europa und der Welt ermöglichen. Eine Vorreiterrolle im deutsch-französischen Tandem nehmen Rheinland-Pfalz und seine Partnerregion Bourgogne-Franche-Comté ein. Das Lernen der Sprache des Nachbarn durch persönliche Begegnungen, die Entwicklung interkultureller Kompetenzen, aber auch die Berufsorientierung stehen dabei im Fokus. Zusammen mit dem Pädagogische Austauschdienst und dem Bundesinstitut für Berufsbildung Schulen berät und unterstützt das Land die Schulen zudem bei der Antragsstellung für die EU-Förderprogramme ERASMUS+ und eTwinning.

Demokratie und ein freies, friedliches Europa ohne Grenzen sind aber keine Selbstverständlichkeit. Jede Generation muss gemeinsame Werte wie Freiheit, Respekt und Toleranz neu erlernen, leben und verteidigen. Daher stand bereits die Regierungserklärung von Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig unter der Überschrift "Demokratie macht Schule". Sie nahm den Wert einer Erinnerungskultur, der Demokratiebildung und ein geeintes Europa in den Blick. Mit einem konkreten Maßnahmenpaket werden drei Bereiche, die jetzt und in Zukunft untrennbar mit einer funktionierenden Demokratie verbunden sind, noch stärker an den Schulen in Rheinland-Pfalz wirksam werden. 

An rheinland-pfälzischen Schulen wird Demokratie aktiv gelernt und gelebt. Erinnerungskultur und die Vermittlung von europäischen Werten spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Lehrkräfte werden bei ihrer wichtigen Aufgabe durch die Verankerung von Gedenkstättenfahrten in ihrer Ausbildung, neue Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen sowie ein umfangreiches Service- und Beratungsangebot unterstützt. Weitere Informationen zum Thema Demokratieerziehung, zum Klassenrat, den Modellschulen für Partizipation und Demokratie, dem Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" finden sie auf dem Bildungsserver

Gedenkarbeit und Erinnerungskultur fördern

Bildungsministerin Stefanie Hubig und Landtagspräsident Hendrik Hering bei der Kranzniederlegung  in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem 2023
Kranzniederlegung in Yad Vashem

Die Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schülern mit der Gewaltgeschichte insbesondere des Nationalsozialismus ist ein essentieller Teil der historisch-politischen Bildung in Rheinland-Pfalz: Wir wollen die erinnerungskulturellen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler fördern und das Bewusstsein für die Abgründe und Menschenfeindlichkeit von diktatorischen Systemen schärfen. Daher regelt die diesbezügliche Richtlinie, dass alle Schülerinnen und Schüler in ihrer Schullaufbahn eine Fahrt zu einem entsprechenden Gedenk-/Lernort unternehmen, mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bzw. deren Nachfahren ins Gespräch kommen oder an einem orts- bzw. regionalgeschichtlichen Unterrichtsvorhaben teilhaben können sollen.

 

Zielgerichtete Ausbildung der Lehrkräfte

Auch in der Ausbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer wurde der zielgerichtet vor- und nachzubereitende Besuch einer Gedenkstätte fest verankert und mit einem Konzept zur Demokratiebildung im Vorbereitungsdienst unterlegt. Die am Pädagogischen Landesinstitut eingerichtete Koordinierungsstelle für schulische Gedenkarbeit und Zeitzeugenbegegnungen berät und unterstützt interessierte Schulen bei ihren Vorhaben, wickelt das Antragsverfahren ab, macht Beispiele guter Praxis transparent und bildet Lehrkräfte digital und in Präsenz fort.

Gedenkstättenfahrten von Schulen nach Auschwitz und andere Gedenkorte in Mittel- und Osteuropa werden in unserem Auftrag durch das Mainzer Haus des Erinnerns unterstützt und personell begleitet.

Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens in Rheinland-Pfalz

Neben der vertieften und wiederholten Auseinandersetzung mit dem Zivilisationsbruch der Shoah ist es ebenfalls wichtig, sich mit der vielgestaltigen Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens in unserem Bundesland zu beschäftigen. Die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz sind beeindruckende Zeugnisse insbesondere religiöser und kultureller Schaffenskraft. Zudem schafft der Besuch von Synagogen und jüdische Gemeinden oder der Dialog mit Jüdinnen und Juden ein prägendes Lernerlebnis. Der mit unserer Unterstützung ausgeschriebene Leo Trepp-Schülerpreis bietet eine hervorragende Möglichkeit, das facettenreiche jüdische Leben zu erschließen und Wettbewerbsbeiträge einzureichen.