| Berufliche Bildung

Miteinander und voneinander lernen: Kanadische Delegation zu Gast in Rheinland-Pfalz

„Der Austausch mit anderen Schulen und anderen Bildungssystemen, auch über Ländergrenzen hinweg, ermöglicht uns, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Gera-de von Albertas Bildungssystem können wir dabei viel lernen – und die Kanadierinnen und Kanadier von uns: Berufliche Orientierung an Schulen und die duale Berufsausbildung sind weltweit Exportschlager, und auch Rheinland-Pfalz hat ein sehr gutes Ange-bot der Berufsorientierung und Berufsbildung. Dieses zeigen wir gerne! Ich freue mich deshalb, Albertas Bildungsminister Demetrios Nicolaides und seine Delegation bei uns zu begrüßen“, so Bildungsministerin Stefanie Hubig am Dienstag in Mainz. Die Delegation bestand neben Bildungsminister Nicolaides aus seiner Stellvertreterin Lora Pillipow, Mitarbeitenden des Ministeriums sowie Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Schulaufsichten.
Auf dem Foto ist die kanadische Delegation in Mainz vorm Ministerium für Bildung zu sehen.

Albertas Bildungsminister Demetrios Nicolaides sagte: „Gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit sind die Grundlage für eine starke Beziehung. Letztes Jahr war Alberta Gastgeber einer deutschen Bildungsdelegation, der auch Ministerin Dr. Stefanie Hubig angehörte. Als Bildungsminister von Alberta freue ich mich über diesen Gegenbesuch in Deutschland und in Rheinland-Pfalz, um mit Ministerin Dr. Hubig und ihren Mitarbeitenden zusammenzutreffen. Im Namen meiner Person, meiner Mitarbeitenden und der Mitglieder unserer Delegation möchte ich Frau Ministerin Dr. Hubig und ihren Mitarbeitenden für die Unterstützung bei der Koordination der Besuche in den Schulen und Unternehmen der Region danken. Wir sind dankbar für die Gelegenheit, zu sehen und zu erfahren, wie Rheinland-Pfalz die berufliche Bildung in seine Schulen integriert und welche Rolle die Wirtschaft dabei spielt.“

Nach einem gemeinsamen Auftaktgespräch ging es direkt in die Praxis vor Ort: An der BBS II in Mainz, der Sophie-Scholl-Schule, nahm die Delegation die Ausbildungen im Sozialwesen, konkret der Erzieherinnen und Erzieher, Heilerziehungspflegerinnen und –pfleger sowie der Pflegefachkräfte in den Blick. Neben dem System der dualen Ausbildung lag ein Schwerpunkt auf dem Thema Inklusion in der Berufsvorbereitung, denn viele der angehenden pädagogischen Fachkräfte haben in ihrem späteren Berufsleben mit Menschen mit Beeinträchtigungen zu tun. Die knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler und 75 Lehrkräfte profitieren dabei auch davon, dass die Schule ein inklusives Berufsvorbereitungsjahr anbietet – weshalb die Schule in ihrem Leitbild und in ihren Kooperationen das Motto „Alle lernen miteinander und voneinander“ tief verankert hat.

An der BBS I für Technik und Gewerbe wird anschließend ein Blick auf die duale Ausbildung in technischen und gewerblichen Berufen geworfen – 35 verschiedene Berufe hat die größte BBS im Land im Angebot. Die angehenden Köchinnen und Köche, Konditorinnen und Konditoren sowie Hotelfachleute der BBS zeigten zu Beginn ihr praktisches Können und verpflegten die Gäste am Mittag. Inhaltlicher Schwerpunkt des Besuchs waren neue Lern- und Lehrmethoden der beruflichen Bildung, damit verbunden mehr Selbstständigkeit der rund 3.000 Schülerinnen und Schüler und die veränderte Rolle der Lehrkraft. Denn Schule sieht heute ganz anders aus wie vor Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten – eine Leitlinie, die der Initiative „Schule der Zukunft“ zugrunde liegt, an der auch die BBS teilnimmt.

Weil die duale Ausbildung neben den berufsbildenden Schulen vor allem von den engagierten Partnerbetrieben lebt, war auch die Handwerkskammer Rheinhessen in der BBS vor Ort vertreten. Sie zeigten ihre Kampagne zur Gewinnung von Nachwuchskräften und ihre Angebote im Bereich der Berufsorientierung. „Die Handwerkskammer Rheinhessen freut sich sehr, dass die Delegation des Bildungsministeriums aus Alberta sich das hervorragende System der dualen Ausbildung in Deutschland anschauen möchte und dabei auch den Weg hin zum Ausbildungsplatz im Rahmen der Berufsorientierung in den Fokus nimmt. Das innovative Konzept Makerspace zur Berufsorientierung, bei dem junge Menschen spielerisch an verschiedenen Stationen Berufe im Handwerk kennenlernen, hat Vorbildfunktion nicht nur für den deutschen Bildungsraum und ist geeignet junge Menschen wieder mehr für die äußerst attraktiven und gerade für die Klimawende wichtigen dualen Ausbildungsberufe zu begeistern. Das erfolgreiche Projekt durchgeführt durch die Handwerkskammer und gefördert durch die Stadt Mainz an der Berufsbildenden Schule I in Mainz findet immer mehr Nachahmer im Bundesgebiet und zukünftig vielleicht auch auf der anderen Seite des Atlantiks“, so Geschäftsbereichsleiter Recht und Bildung, Dominik Ostendorf.

Am Nachmittag führt der Besuch die Delegation zum ZDF in Mainz – denn auch das ZDF ist großer Ausbildungsbetrieb mit ganz vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten von der Mediengestalterin bzw. dem Mediengestalter, über die Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker bis hin zu Fachkräften für Veranstaltungstechnik und sichert damit die duale Ausbildung in Deutschland. „In Ergänzung zur dualen Ausbildung bietet das ZDF attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten an und unterstützt die erforderliche Personalentwicklung aller Mitarbeiter*innen im Laufe des Berufslebens mit vielfältigen fachspezifischen und fachübergreifenden Trainingsangeboten“, so Kathrin Strässer-Knüttel, Leiterin Abteilung Ausbildung, Fortbildung und Personalentwicklung.

Bildungsministerin Hubig erinnerte sich auch an ihren Besuch in Alberta im Oktober: Das Bildungssystem der Provinz Alberta in Kanada gilt als eines der leistungsstärksten der Welt. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die datengestützte Unterstützung von Schülerinnen und Schülern und die datengestützte Weiterentwicklung von Schulen und Unterricht, die in Kanada schon vor Jahren begonnen wurde: Alberta ist weltweit führend dabei, Daten so systematisch zu erheben, aufzubereiten und konsequent über alle Ebenen des Schulsystems hinweg einzusetzen, dass Kinder bestmöglich gefördert werden. Der Erfolg zeigt sich u.a. in der PISA-Studie, in der Kanada auf den vorderen Plätzen rangiert, sowie darin, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler nur geringfügig mit dem sozioökonomischen Hintergrund der Kinder zusammenhängen.

Über dieses kanadische Modell hat sich die Bildungsministerin bei einer Bildungsreise der Wübben Stiftung Bildung im vergangenen Herbst gemeinsam mit weiteren Ministerinnen und Staatssekretären der Länder und des Bundes vor Ort informiert. „So wie die Gesellschaft heterogener wird, so kommen auch unsere Schülerinnen und Schüler mit zunehmend unterschiedlichen Lernständen in die Kitas und Schulen. Es ist deshalb Aufgabe von Kita und Schule, Kindern unabhängig von ihrer Herkunft gleich gute und beste Bildungschancen zu ermöglichen und so die Bildungsgerechtigkeit zu stärken. Dies ist und bleibt ein Schwerpunkt unserer Regierungsarbeit, und es ist ein Schwerpunkt der Bildungspolitik Albertas“, führte Hubig aus. „Ich bin überzeugt: So wie unsere Gäste uns gezeigt haben, wie wir bei der Schulentwicklung und Lernstandserhebungen besser werden können, so konnten wir ihnen eindrucksvoll zeigen, welche Stärken berufliche Orientierung an Schulen und das duale Ausbildungssystem in Deutschland haben“, sagte sie abschließend.

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