Ganz aktuell, seit Ende Dezember, testen zudem fünf Schulen ein ähnliches Verfahren, das speziell für neu aus dem Ausland nach Deutschland zugezogene junge Menschen entwickelt wurde.
Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig: „Die Kompetenzanalyse trägt dazu bei, dass sich Schülerinnen und Schüler – jenseits der Unterrichtsfächer und Noten – mit ihren Stärken befassen können und eben einmal nicht mit ihren Schwächen. Die Kompetenzanalyse schärft den Blick, wohin sich der Weg nach der Schule entwickeln kann. Nur wer seine Stärken kennt, kann wissen, was er später beruflich machen will. Gerade für Schülerinnen und Schüler, die vielleicht nicht die besten Noten haben, können die Ergebnisse ein Motivationsschub sein. Zugleich bieten sie Lehrerinnen und Lehrern einen neuen Blick auf ihre Schülerinnen und Schüler und erleichtern die individuelle Förderung. Eltern erhalten fundierte Informationen über die Kompetenzen ihrer Kinder.“
Stärken und Fähigkeiten erkennen und fördern, ist bei Schülerinnen und Schülern, die erst kurze Zeit in Deutschland leben und häufig noch nicht gut Deutsch sprechen, eine besondere Herausforderung. Damit auch sie den Weg durch das Schulsystem in einen Beruf erfolgreich gehen können, wurde ein ähnliches Instrument entwickelt und in Baden-Württemberg bereits sehr erfolgreich getestet. Rheinland-Pfalz ist nun das zweite Bundesland, welches das Analyseverfahren „2P – Potenzial und Perspektive“ für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im Modellversuch testet.
Mit verschiedenen Übungen am Computer werden dabei nicht nur kognitive, methodische und berufliche Kompetenzen ermittelt, sondern auch Lernstände in Deutsch, Mathematik und Englisch. Wie bei „Profil AC“ besprechen Lehrkraft und Schüler beziehungsweise Schülerin die Ergebnisse anschließend individuell und ziehen gemeinsam Schlussfolgerungen daraus.
„Die Erkenntnisse aus dem Testverfahren erleichtern es Lehrkräften, die neu aus dem Ausland nach Rheinland-Pfalz gezogenen Schülerinnen und Schüler von Beginn an entsprechend ihres Vorwissens und ihrer Leistungsfähigkeit einzuschätzen und zu fördern“, sagte Bildungsministerin Hubig. Bei einem Schulwechsel böten sie den neuen Lehrkräften einen raschen Überblick über den Wissensstand der jeweiligen Schülerin oder des jeweiligen Schülers. Sie ergänzen den zu Beginn des Schuljahres neu eingeführten „Übergabebogen“, auf dem Sprachkenntnisse notiert werden. „Das erleichtert den Schulen die organisatorische Planung und Förderung – und motiviert vor allem auch die Schülerinnen und Schüler“, so Stefanie Hubig.
Abschließend hielt die Bildungsministerin fest: „Mit der Kompetenzanalyse bereiten wir junge Menschen noch besser auf ihre Berufs- und Studienwahl vor. In vielen Schulen ist sie neu, in manchen Schulen wird sie die Maßnahmen ergänzen, die es dort schon gibt – oft in Kooperation mit der Handwerkskammer.“
Zusätzliche Informationen zu „Profil AC“ und „2P – Potenzial und Perspektive“
Mit der Kompetenzanalyse „Profil AC“ können überfachliche, berufsrelevante Fähigkeiten von Jugendlichen ab der 7. Klasse durch Beobachtungen von Gruppen- und Einzelübungen sowie mittels computergestützter Tests und Fragebögen – ähnlich eines „Assessment Centers“ – analysiert werden. Auf dieser Grundlage wird dann ein stärkenorientiertes Profil der einzelnen Schülerinnen und Schüler erstellt und ihnen in Rückmeldegesprächen erläutert. Das Kompetenzprofil ist ein guter Ausgangspunkt für Lehrkräfte und Schülerinnen beziehungsweise Schüler, um Lern-, Förder- und Berufswahlvorbereitungsmaßnahmen gemeinsam festzulegen.
Allen teilnehmenden Schulen wird ein Online-Portal zur Verfügung gestellt. Dort sind Instrumente für die Durchführung der verschiedenen Übungen hinterlegt, außerdem liefert es die Auswertung der Ergebnisse. In einer zweitägigen Schulung werden die Lehrkräfte auf die Durchführung der Potenzialanalyse vorbereitet.
Die Einführung von „Profil AC“ ist in der Fachkräftestrategie des Landes verankert. Sie läuft an rund 70 Schulen mit Bildungsgang Berufsreife, darunter Realschulen plus, Integrierte Gesamtschulen und Förderschulen. Ziel ist die flächendeckende Einführung im Bildungsgang Berufsreife bis 2021. 2017 werden weitere rund 90 Schulen hinzukommen, darunter auch berufsbildende Schulen.
Die Kompetenzanalyse „2P“ für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 20 Jahren basiert auf einer ähnlichen systematischen psychologischen Analyse wie „Profil AC“. Sie ist eine Art „Vorstufe“, die weniger Deutschkenntnisse erfordert und grundlegende Wissens- und Kompetenzstände ermittelt. Sowohl Sprachförderlehrkräfte als auch Fachlehrkräfte können die Analyse durchführen. Bewährt sich die Potenzialanalyse „2P“ an den fünf Testschulen, wird sie den Profil AC-Schulen ergänzend angeboten.