| Interview

Interview mit Professor Dr. Becker-Mrotzek zur neuen Masterclass „Schreibdidaktik – Wie lernen wir Texte zu schreiben?“

Herr Professor Dr. Becker-Mrotzek, Sie beschäftigen sich schon lange mit dem der deutschen Sprache und ihrer Didaktik, was fasziniert sie an diesem Thema?

Schreiben eröffnet uns ganz neue Kommunikationsmöglichkeiten. Anders als Gespräche sind Texte dauerhaft, dadurch können sie überarbeitet und immer wieder gelesen werden. Sie ermöglichen uns eine Verständigung über Raum und Zeit hinweg, ganz gleich ob traditionell auf Papier oder digital übermittelt. Das will allerdings gelernt sein. Und dieser Lern- und Entwicklungsprozess von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter ist spannend zu beobachten und zu begleiten.

Im Trailer zu ihrer neuen Masterclass „Schreibdidaktik – Wie lernen wir Texte zu schreiben?“ sagen Sie, dass nur wer über eine ausreichende Lese- und Schreibkompetenz verfügt, an Bildung, Berufsleben und Gesellschaft teilhaben kann. Können Sie die Bedeutung dieser zentralen Basiskompetenz, des Schreibens, erläutern?

Praktisch in allen Lebenslagen, ob in der Schule, im Beruf oder in Freizeit, müssen wir nicht nur Texte lesen, sondern auch selber schreiben können. Schreiben dient zum einen der Kommunikation, zum anderen aber auch der vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten. Texte sind aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken, deshalb gehören Lesen und Schreiben heute zu den basalen Kompetenzen, auf die kein Mensch verzichten kann.

Warum bietet sich gerade das Format der Masterclass für Fortbildungen zur Schreibförderung an?

Mit der Masterclass geben wir einen komprimierten Einblick in die aktuelle Schreibforschung und Schreibdidaktik. Wir zeigen anhand von aktuellen Studien und anschaulichen Beispielen, was es bedeutet, einen Text zu produzieren und wie wir die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen können. Dabei bieten die einzelnen Clips eine gute Gelegenheit, die eignen Schreibprozesse und Schreibaufgaben allein oder in der Gruppe zu reflektieren sowie Anregungen für den eigenen Unterricht zu nutzen.

Welche Schwierigkeiten oder Hürden gibt es für die Bildung der Schreibkompetenz? Was müssen Lehrkräfte beachten?

Beim Schreiben lernen sind es vor allem zwei Hürden, die alle Schülerinnen und Schüler überwinden müssen. Zum einen benötigen sie Schreibflüssigkeit, das bedeutet, Wörter und Sätze möglichst automatisiert und flüssig zu produzieren. Dadurch wird das Arbeitsgedächtnis entlastet. Denn das wird für die zweite Hürde benötigt, nämlich für den Einsatz von Schreibstrategien. Damit sind systematische und geplante Verfahren zur Produktion von Texten gemeint. Beides kann man lernen und üben.

Wie schafft man es, Schülerinnen und Schüler fürs Schreiben zu motivieren? Wie müssen Aufgaben dafür aussehen?

Schreibaufgaben müssen Schülerinnen und Schüler herausfordern und einen für sie erkennbaren Sinn haben. Das bedeutet, dass sie in ihrer Lebenswelt verankert sein, einen erkennbaren Adressaten haben und in einer überschaubaren Zeit zu bewältigen sein müssen. Das gemeinsame Schreiben in der Gruppe bereitet dabei nicht nur auf berufliche Schreibaufgaben vor, sondern ist vielfach auch sehr motivierend.

Welche Rolle spielen neue digitale Tools für das Schreiben? In den Schulen wird ja bereits viel über Chatbots wie ChatGPT gesprochen.

Das ist eine gute und zugleich schwierige Frage: Um ChatGPT sinnvoll nutzen zu können, bedarf es bereits einer gewissen Schreibkompetenz. Denn nur so lassen sich gute Prompts formulieren und die Ergebnisse bewerten. Eine schon heute, aber noch weiter zu erforschende Möglichkeit besteht darin, von ChatGPT Rückmeldungen zu Texten einzuholen und dieses gemeinsam zu reflektieren.

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