Das Symposium am Montag beschäftigt sich mit der Bedeutung von Bildung im Kampf gegen Antisemitismus. Bildungsministerin Hubig erläutert dabei das rheinland-pfälzische Konzept zur Erinnerungskultur, der Demokratie- und Europabildung, das die Ministerin erstmals in ihrer Regierungserklärung im Januar 2019 vorgestellt hatte. „Auschwitz verpflichtet uns als Deutsche und Europäer, unter die Erinnerung an diese Zeit der mörderischen Menschenverachtung niemals einen Schlussstrich zu ziehen. Dafür ist die Erinnerungsarbeit an öffentlichen Gedenktagen, aber auch in unserem Alltag und vor allem in den Schulen unverzichtbar“, sagt die Ministerin und betont: „Gedenkarbeit, Demokratie- und Europabildung sind mir ein Herzensanliegen, weil wir es den Menschen schuldig sind, dass wir sie nicht vergessen, weil wir es der Zukunft schuldig sind, dass wir aus der Vergangenheit lernen und ein solches Verbrechen nie wieder zulassen, und weil wir es der Demokratie schuldig sind, dass wir sie gegen die Menschenfeindlichkeit, der der Antisemitismus entspringt, verteidigen.“
Im Anschluss an die Regierungserklärung 2019 hat das Bildungsministerium ein ganzes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um die drei Bereiche für die Zukunft besser aufzustellen. „Wir haben beispielsweise zwei neue Koordinierungsstellen für schulische Demokratiebildung sowie für Gedenkarbeit und Zeitzeugenbegegnungen eingerichtet. Sie unterstützen unsere Schulen dabei, ihren Schülerinnen und Schülern auch mehr als ein Dreivierteljahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Bedeutung dieser Themen immer wieder neu bewusst zu machen. Wir haben die Fördermittel für diese Bereiche deutlich erhöht und haben festgelegt, dass jeder Schüler und jede Schülerin sich unmittelbar mit der Gewaltgeschichte des Nationalsozialismus beschäftigen soll. Zudem verpflichten wir alle angehenden Lehrkräfte, unabhängig von ihren Fächern und ihrer Schulart dazu, mindestens einmal während ihres Vorbereitungsdiensts eine Gedenkstätte zu besuchen. Wir arbeiten mit Yad Vashem und Givat Haviva zusammen und haben jüngst gemeinsam mit der Witwe des Rabbiners Leo Trepp, Gunda Trepp, den Leo-Trepp-Preis für Schülerinnen und Schüler vorgestellt, die sich mit jüdischer Geschichte und jüdischem Leben heute beschäftigen“, erläutert Hubig, die auch auf die Bedeutung der rheinland-pfälzischen SchUM-Stätten Mainz, Worms und Speyer verweist, die im Sommer 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden.
Sie betont: „Die Kinder und Jugendlichen von heute sind diejenigen, die unsere Gesellschaft in zehn, 15 und 20 Jahren tragen. Wenn wir wollen, dass auch sie die Chance haben, in einer freien und gerechten Welt zu leben, dann müssen sie den Wert von Demokratie kennen – und das bedeutet auch, sie müssen unsere Verantwortung vor der Geschichte kennen.“
Am morgigen Dienstag, 9. November 2021, wird die Ministerin und KMK-Vizepräsidentin an der Gedenkfeier in Auschwitz-Birkenau teilnehmen und an die Gräueltaten des 9. November 1938 erinnern:
„An diesem Ort, an diesem Tag erfüllt mich jeder Schritt, jede Minute, jeder Gedanke mit tiefer Trauer. Trauer und Scham, die Worte kaum ausdrücken können. An diesem Tag vor genau 83 Jahren wurden in meinem Land von meinen Landsleuten hunderte Jüdinnen und Juden ermordet. Die Synagogen und Gebetshäuser wurden angezündet, jüdische Friedhöfe verwüstet, Wohnungen und Geschäfte geplündert. Unzählige Menschen wurden verhaftet und in die Konzentrationslager der Nazis verschleppt. Der 9. November 1938 musste endgültig jedem die Menschenverachtung bewusstmachen, in der Deutschland versank, und die unfassbaren Verbrechen.“
Mit Blick auf die aktuelle Situation betont Hubig: „Ich bin unendlich dankbar, dass wir heute in Deutschland wieder ein aufblühendes jüdisches Leben haben. Und es ist umso bitterer, dass es leider auch heute Antisemitismus in Deutschland gibt. Wenn etwa Männer mit Kippa beleidigt werden oder eine Synagoge gewaltsam angegriffen wird, dann darf uns das niemals gleichgültig sein, dann fordert das den entschlossenen Widerstand des deutschen Staates und unserer Gesellschaft. Antisemitismus darf nicht toleriert werden! Unsere Arbeit an Schulen, eine moderne und zielgruppengerechte Erinnerungskultur und Demokratieerziehung, die auch die Biografien unserer Schülerinnen und Schüler einbezieht, sind deshalb von unschätzbarem Wert für unsere Zukunft.“