Mehr Lesen, Mehr Schreiben, Mehr Rechnen – Mehr Chancen

9-Punkte-Plan zur Stärkung der Basiskompetenzen

Symbolbild: Tafel mit Kreideschrift
9-Punkte-Plan

In den Grundschulen wird das Fundament für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn gelegt. Jedes Kind, egal woher es kommt, was es mitbringt und welchen Weg es später einmal einschlägt, soll hier die beste Förderung erhalten. Die Basiskompetenzen Lesen, Rechnen und Schreiben stellen dabei nicht nur die Grundlage für alle weiteren schulischen Inhalte dar, sondern auch für die selbstbestimmte Entwicklung und Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Damit sind sie maßgeblich für jede Bildungs- und Lebensbiographie.

Um der wachsenden Heterogenität zu begegnen und Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu stärken, knüpfen wir an bisherige Maßnahmen an. Dafür hat das Bildungsministerium unter dem Titel „Mehr Lesen, Mehr Schreiben, Mehr Rechnen – Mehr Chancen“ ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Basis sind die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) und die Rückmeldungen aus der Praxis. Das Paket stellt insbesondere das Deutschlernen und damit die umfassende Stärkung bei der Entwicklung der Sprachkompetenz in den Mittelpunkt und hält zusätzliche Unterstützung für Schulen in besonders herausfordernden Lagen bereit. So werden wir die Bildungsgerechtigkeit stärken und alle Kinder bestmöglich fördern.

I. Gezielte Unterstützung ausbauen, wo sie gebraucht wird

1. Anschlussprogramm für Schulen in herausfordernder Lage: zusätzliche Förderung für mehr Bildungsgerechtigkeit

Gezielte Unterstützung dort, wo es nötig ist: Schulen mit besonderen Herausforderungen benötigen auch besondere Unterstützung. Deshalb werden wir an das bisherige Corona-Aufholprogramm im nächsten Schuljahr anschließen und für Schulen in herausfordernder Lage 14,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um zusätzliches Personal anzustellen, das über den Stundenplan hinausgehende Förderung anbieten kann. Wir knüpfen dabei an die in Rheinland-Pfalz erfolgreichen Maßnahmen aus dem Corona-Aufholprogramm an und bauen auf die dort gemachten Erfahrungen auf. Um die Schülerinnen und Schüler umfassend zu unterstützen, gibt es beispielsweise mit den additiven Lernangeboten, die Schulen in Kooperation mit den Volkshochschulen anbieten können, sowohl Förderangebote zur Stärkung der Basiskompetenzen als auch zusätzliche sozialpädagogische Unterstützungsangebote für die Persönlichkeitsentwicklung.

2. Schulsozialarbeit an Grundschulen in herausfordernder Lage: zusätzliche Stärkung der multiprofessionellen Teams

Spracherwerb und die Entwicklung fachlicher, überfachlicher sowie sozial-emotionaler Kompetenzen findet auch außerhalb von Unterricht statt. Die Fachkräfte der multiprofessionellen Teams an Schulen unterstützen die Schülerinnen und Schüler neben dem Unterricht in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und schaffen zahlreiche Gelegenheiten für non-formales und informelles Lernen. Zur Stärkung der multiprofessionellen Teams an Schulen stellt das Land in den Jahren 2023 und 2024 zusätzlich zum Unterstützungsfonds insgesamt 2,5 Millionen Euro für die Förderung von Schulsozialarbeit an Grundschulen in herausfordernder Lage zur Verfügung. Da Schulsozialarbeit eine wichtige kommunale Pflichtaufgabe ist, unterstützt das Land durch die Mittel für zusätzliche Schulsozialarbeit an Grundschulen sowohl die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe als auch die Schulgemeinschaften.

3. Eltern stärker einbinden, Unterstützungsstrukturen schaffen: Familiengrundschulzentren als Orte der Begegnung, Bildung und Förderung für Kinder und Familien

In den „Familiengrundschulzentren als multiprofessionelle Orte in der Schule“ (kurz: FamOS) werden noch intensivere Netzwerke zwischen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen, Familien, Vereinen und Organisationen, außerschulischen Beratungs- und Bildungsangeboten, der Schulsozialarbeit, Einrichtungen der Jugendhilfe sowie den weiterführenden Schulen im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft geknüpft. Ziel ist es, das komplette Umfeld der Kinder in die Bildungslaufbahn einzubeziehen und für den Bildungserfolg einzuspannen. In voraussichtlich zwei Städten sollen zum kommenden Schuljahr Familiengrundschulzentren eingerichtet und so die Eltern als Bildungspartner gezielt gestärkt und die Schulen enger mit dem Sozialraum vernetzt werden.

II. Fokus auf Kernkompetenzen

4. Frühere Schulanmeldung und frühere systematische Sprachstandserhebung für einen gelingenden Schuleintritt

Sprache ist der Schlüssel zur Bildung. Damit die Sprachentwicklung auch der Kinder, die keine Kita besuchen, zuverlässig im Blick bleibt, soll die Schulanmeldung in einem ersten Schritt künftig früher erfolgen. Damit verbunden kann auch der Sprachstand bereits 1,5 Jahre vor Eintritt in die Schule – und damit früher als bisher – erhoben werden. Denn: Je früher der Sprachstand festgestellt wird, desto früher können Fördermaßnahmen greifen. Dazu soll das etablierte und bewährte Verfahren zur Einschätzung des Sprachförderbedarfs unter wissenschaftlicher Begleitung auf jüngere Kinder angepasst werden. Wird ein Sprachförderbedarf festgestellt, wird mit den Eltern besprochen, dass das Kind die Kita besucht und damit an sprachlicher Bildung und Sprachförderung teilnimmt. Die Schule kann die Sprachförderung in der Kita auch anordnen.

5. Eine Stunde mehr Deutsch als Ausgangspunkt für das erfolgreiche Lernen in allen Fächern

Mehr Deutschunterricht ab dem Schuljahr 2024/2025: Künftig werden alle Grundschülerinnen und Grundschüler regelhaft in der 2. Klasse eine Stunde mehr Deutsch lernen – wie auch das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission empfiehlt. Dafür werden wir zusätzlich 80 Stellen für Grundschullehrkräfte zur Verfügung stellen.

6. Tägliche, verbindliche Lesezeit

Wir werden die Lernzeiterweiterung in Deutsch nutzen und ergänzend auch eine tägliche verbindliche Lesezeit – ein sogenanntes „Leseband“ – fest verankern. Dies ergänzt die tägliche Rechtschreibzeit und tägliche Kopfrechenzeit, die es jetzt schon in vielen Schulen gibt.

7. Neue wissenschaftlich entwickelte Materialien für die Sprachförderung an allen Schulen

Sprache lernt man am besten durch das gemeinsame Sprechen. Deshalb wird das sehr erfolgreiche, in Rheinland-Pfalz entwickelte Programm „Mit Kindern im Gespräch“ weitergeführt. Alle Grundschulen haben aktualisierte Materialsets zur individuellen Sprachförderung erhalten. Diese Materialien entsprechen den Ansätzen, die sich wissenschaftlich als besonders wirksam erwiesen haben, gleichzeitig wurden bei der Aktualisierung die Rückmeldungen der Lehrkräfte aus der Praxis berücksichtigt. Damit können Grundschulen nahtlos und systematisch an die Sprachförderung in den Kitas anknüpfen, in denen das Programm ebenfalls eingesetzt wird.

8. „Erst Deutsch, dann Fremdsprache“ stärkt den Spracherwerb in beiden Fällen

Sowohl der Deutschunterricht in den ersten beiden Grundschuljahren als auch die Integrierte Fremdsprachenarbeit (Englisch/Französisch) werden durch Verschiebungen in der Stundentafel gestärkt: Statt wie bisher ab Klassenstufe 1 wird das frühe Englisch bzw. Französisch ab Klassenstufe 3 einsetzen, dafür aber dann mit zwei statt bisher einer Wochenstunde. So kann der fachliche Charakter des Fremdsprachenunterrichts gestärkt und gleichzeitig der Deutschunterricht in der Eingangsstufe der Grundschule ausgebaut werden. Das bedeutet: Noch mehr Deutschunterricht am Anfang und intensiveren Fremdsprachenerwerb später.

9. Regelmäßige Lernstandserhebungen mit darauf abgestimmtem Fördermaterial

Regelmäßige Lernstandserhebungen, an die sich eine individuelle Förderung mit entsprechendem Fördermaterial anschließt, das unter wissenschaftlicher Begleitung erarbeitet wurde, sind die beste Möglichkeit, den Spracherwerb für jedes einzelne Kind individualisiert zu ermöglichen und gleichzeitig die Lehrkräfte zu entlasten. Mit dem Programm „Lesen macht stark“ hat Rheinland-Pfalz den Einstieg in diese Form der individuellen Förderung in einer Pilotphase bereits vollzogen. Mit „Mathe macht stark“ kommt ein solches Programm auch für das Rechnen schon zum Einsatz. Ab dem Schuljahr 2024/2025 erfolgt der Einsatz der Programme dann flächendeckend. Damit wird der Erwerb der Grundkompetenzen an allen Schulen mit wissenschaftlich empfohlenen Diagnose- und Förderprogrammen unterstützt.