„Wir schaffen es in diesem Schuljahr erneut, alle Planstellen mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen. Wir haben bundesweit die kleinsten Grundschulklassen und eine verbesserte Schüler-Lehrer-Relation, weil wir noch nie so viele Ressourcen in das System gegeben haben wie heute. Und das ist wichtig, denn Bildung umfasst heute sehr viel mehr als noch vor zwanzig Jahren. Neben einer sehr guten strukturellen Unterrichtsversorgung setzen wir uns deshalb auch für multiprofessionelle Teams ein. Diese umfassen beispielsweise Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, aber wir müssen auch weiter in Richtung von Schulkrankenschwestern und Schulkrankenpflegern denken. Da sind wir uns mit den Eltern in diesem Land einig“, erklärte Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann heute in Mainz.
„Seit mehreren Jahren sinken die Schülerzahlen in unserem Bundesland. Was uns von vielen anderen Ländern unterscheidet: Wir haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebildet und eingestellt. Insgesamt haben wir in dieser Legislaturperiode 660 zusätzliche neue Stellen geschaffen – trotz gesunkener Schülerzahlen“, so Beckmann.
Zu Beginn des Schuljahres erhält jede Schule in Rheinland-Pfalz eine individuelle Zuweisung an Lehrer-Wochenstunden. Diese richtet sich nach der Schüler- und Klassenzahl und umfasst den Regelunterricht mit den notwendigen Differenzierungen sowie zusätzliche Stunden, beispielsweise für besondere Förderangebote oder Arbeitsgemeinschaften.
„Jede Schule hat ihre eigenen Bedarfe und Herausforderungen. Deshalb sind die Lehrer-Wochenstunden so bemessen, dass damit der Pflichtunterricht abgedeckt und auch Förder- und Differenzierungsangebote sowie individuelle Erfordernisse der Schulen berücksichtigt werden können. So haben die Schulen die Möglichkeit, ihre eigenen Profile zu entwickeln und darüber hinaus Spielräume für individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen“, erklärte der Staatssekretär.
Unterrichtsversorgung nach Schularten
Die beste strukturelle Unterrichtsversorgung haben auch in diesem Schuljahr wieder die Grundschulen mit einem Versorgungsgrad von 100,6 Prozent. „Lesen, Schreiben, Rechnen – unsere Grundschulen vermitteln die Kernkompetenzen, die unsere Kinder für ihre weitere Ausbildung benötigen. Neben den kleinen Klassen und einer Schüler-Lehrer-Relation von 14,8 schaffen wir es in diesem Jahr auch an den Grundschulen, alle Planstellen mit Grundschullehrerinnen und -lehrern zu besetzen. Das ist im bundesweiten Vergleich ein großer Erfolg“, unterstrich Beckmann.
Die Unterrichtsversorgung an den Realschulen plus konnte auf 99,3 Prozent verbessert werden, die Integrierten Gesamtschulen verzeichnen eine Versorgung von 98,8 Prozent, die Gymnasien erreichen 99,1 Prozent. Die Förderschulen bleiben bei 96,5 Prozent.
Mit einem Versorgungsgrad von 99,2 Prozent (99,1 Prozent im Schuljahr 2018/2019) verzeichnen die allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz insgesamt erneut einen sehr guten Wert. Die Daten zur strukturellen Unterrichtsversorgung wurden am 29. August 2019, dem sogenannten Statistik-Stichtag, erhoben. Die Zahlen zeigen, inwieweit die zugewiesenen Stunden (Ist-Wert) dem Planungswert für die Schulen (Soll-Wert) entsprechen.
Sicherung des Lehrkräftebedarfs
„Auch wenn wir alle Stellen besetzen können, sehen wir, dass der Lehrkräftemarkt bundesweit angespannt ist. Insbesondere im Bereich der Grund- und Förderschulen wird es zunehmend schwieriger, Lehrkräfte zu finden. Wir haben deshalb bereits verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um unseren Lehrkräftebedarf nachhaltig und in Zukunft zu decken. Ab dem Wintersemester 2020/2021 wird es an der Universität Trier 120 Studienplätze für das Grundschullehramt geben. Darüber hinaus wird zum 15. Januar 2020 im rheinhessischen Wallertheim eine Teildienststelle des Studienseminars Kaiserslautern für das Lehramt an Förderschulen geschaffen. Weitere Maßnahmen sind die Flexibilisierung des Einstellungsverfahrens, die Möglichkeit für Lehrerinnen und Lehrer anderer Schularten eine Wechselprüfung für das Lehramt an Grundschulen zu machen sowie die gezielte Werbung für das Lehramt an Förderschulen, Grundschulen und für Bedarfsfächer“, sagte der Staatssekretär.
„Die heute vorgestellten Daten stellen die Versorgungssituation der Schulen dar. Und diese Versorgung ist in Rheinland-Pfalz sehr gut. Trotzdem ist es natürlich so, dass es weiterhin auch Vertretungsbedarf aufgrund von Ausfällen von Lehrerinnen und Lehrern gibt, die beispielsweise erkrankt sind. Unser Ziel ist es, diesen temporären Unterrichtsausfall weiter zu reduzieren. Wichtig ist, dass die Schulen für diese Fälle gute Vertretungskonzepte und Unterstützungsangebote haben. Dazu zählen beispielsweise der Vertretungspool mit 1.500 verbeamteten Lehrkräften, das Personalmanagement im Rahmen Erweiterter Selbstständigkeit von Schulen (PES) oder die Feuerwehrlehrkräfte an Grundschulen, die für die Jahre 2019 und 2020 um jeweils 40 weitere Stellen aufgestockt wurden. Dort, wo diese Maßnahmen nicht sofort greifen, versucht die Schulaufsicht gemeinsam mit den Schulen schnelle und individuelle Lösungen zu finden“, sagte der Staatssekretär. Für das kommende Jahr kündigte Beckmann an, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um temporären Unterrichtsausfall zu reduzieren. Dazu gehöre der Ausbau der Feuerwehrlehrkräfte sowie die Weiterentwicklung von PES.
Kleine Klassen, bessere Schüler-Lehrer-Relation
Mit durchschnittlich 18,5 Kindern pro Klasse hat Rheinland-Pfalz regelmäßig die kleinsten Grundschulklassen bundesweit. In den Gymnasien und den Integrierten Gesamtschulen hat sich die durchschnittliche Klassengröße leicht verringert, in den Realschulen plus und den Förderschulen leicht erhöht. In allen Schularten liegt die durchschnittliche Klassengröße allerdings deutlich unter der Klassenmesszahl – dem Wert, der die maximale Größe einer Lerngruppe angibt.
„Gerade in Zeiten einer heterogener werdenden Schülerschaft profitieren unsere Schülerinnen und Schüler wie unsere Lehrkräfte von kleineren Lerngruppen“, betonte der Staatssekretär. Bei einer Klassenmesszahl von 25 in der Orientierungsstufe und 30 in der Sekundarstufe haben die Klassen an Realschulen plus im Land durchschnittlich 22 Kinder und Jugendliche. An den Integrierten Gesamtschulen sind im Schnitt 26,7 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse, in den Gymnasien sind es 25,4. Die in der Klassenmesszahl vorgesehene Größe liegt bei bis zu 28 (Orientierungsstufe) bzw. 30 in der Sekundarstufe.
Die Schüler-Lehrer-Relation ist deutlich besser geworden. Im landesweiten Schnitt kamen an den Grundschulen im Schuljahr 2008/2009 auf eine Lehrkraft 17,4 Schülerinnen und Schüler, im Schuljahr 2018/2019 waren es 14,8 Schülerinnen und Schüler. Auch an den Realschulen plus zeigt sich im Vergleich eine deutliche Verbesserung: Von 15,5 auf 13,1 Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft. An einer Integrierten Gesamtschule unterrichtete eine Lehrkraft im Land durchschnittlich 13 Schülerinnen und Schüler (2008/2009: 14,2). An Gymnasien verbesserte sich die Relation von 16,6 auf 14,4. An den Förderschulen – mit ohnehin aus pädagogischen Gründen besonders kleinen Lerngruppen – hat sich die Schüler-Lehrer-Relation von 6,3 auf 5,9 Kinder pro Lehrkraft verbessert.
Mehr als 1.000 Neueinstellungen
Rheinland-Pfalz setzt weiterhin auf eine kontinuierliche Einstellung und Ausbildung von Lehrkräften, gerade in Zeiten, in denen die Schülerzahlen sinken. Im ersten Schulhalbjahr 2019/2020 wurden insgesamt 1.100 Lehrkräfte an den Schulen eingestellt. Weitere folgen im zweiten Halbjahr. Im Doppelhaushalt 2019/2020 sind für Lehrerinnen und Lehrer, Feuerwehr- und Sprachförderlehrkräfte insgesamt 390 zusätzliche Stellen vorgesehen.
Aufgrund der kontinuierlichen Einstellungspraxis der vergangenen Jahre verfügt Rheinland-Pfalz über eine ausgewogene Altersstruktur bei den Lehrkräften. Mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren sind rheinland-pfälzische Lehrerinnen und Lehrer relativ jung. Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte (52,9 Prozent) ist jünger als 45 Jahre. Damit liegen wir im bundesweiten Vergleich auf dem dritten Rang. Das bedeutet, dass die Ersatzbedarfe für in den Ruhestand wechselnde Kolleginnen und Kollegen in den kommenden Jahren etwas geringer ausfallen werden. Das ist vor dem Hintergrund der bundesweit angespannten Situation positiv zu werten. Gleichzeitig bieten sich für Absolventinnen und Absolventen – besonders für die Lehrämter an den Grund- und Förderschulen – weiter gute Perspektiven im rheinland-pfälzischen Schuldienst.
Mehr Gerechtigkeit – Feriendurchbezahlung für Vertretungslehrkräfte
Erstmals wurden in diesem Jahr alle Vertretungslehrkräfte, deren Vertrag vor dem 1. März 2019 abgeschlossen wurde und die bis zum Ende des Schuljahres unterrichteten, auch in den Ferien durchbezahlt.
S⁴ Schule stärken – Starke Schule
Mit Blick auf die besonderen Herausforderungen, vor denen Schulen heute stehen, hat das Bildungsministerium im September eine Kooperationsvereinbarung mit der Wübben Stiftung geschlossen. Das Projekt „S⁴ – Schule stärken – starke Schule“ startet zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres im Februar 2020. Es richtet sich an Schulen, an denen viele sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche unterrichtet werden. „Rheinland-Pfalz ist bundesweit das Land, in dem der Bildungserfolg am wenigsten von der Herkunft der Schülerinnen und Schüler abhängt. Wir wollen auch künftig, sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler bestmöglich ins Leben begleiten. Deshalb arbeiten wir mit der Wübben Stiftung zusammen“, sagte Staatssekretär Beckmann.
Rund 25 Schulen können im ersten Jahr an S4 teilnehmen. Sie erhalten ein Schulentwicklungsbudget von durchschnittlich rund 10.000 Euro pro Jahr. Zu den wesentlichen Bestandteilen des Programms gehören Fortbildungen, Vernetzung und Austausch, Individuelles Coaching und Schulentwicklungsberatung. Zentrale Themen dabei sind die pädagogische Führung, die Qualitätsgestaltung und das Schulmanagement.
Ergänzende Information:
Die Auswertungen zur strukturellen Unterrichtsversorgung an berufsbildenden Schulen liegen erst zu einem späteren Zeitpunkt vor, da viele Auszubildende ihre Ausbildung erst nach Schuljahresbeginn aufnehmen. Deshalb liegt der Statistiktag später im Jahr.