„Wir bauen die Stärken unserer Schullandschaft weiter aus und betonen den Anspruch unseres Bildungslandes Rheinland-Pfalz. Dabei haben wir die Schülerinnen und Schüler genauso im Blick wie deren Eltern und die Lehrkräfte. Wir wollen bestehende Chancen nutzen und neue Möglichkeiten schaffen, um junge Menschen bestmöglich auf das Leben und den Beruf vorzubereiten“, unterstrich Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig bei der heutigen Pressekonferenz zum Beginn des Schuljahres 2017/2018.
Zukunftsfeste Personalplanung mit Augenmaß
„Insgesamt sind rund 930 Stellen zu besetzen, etwa 80 davon zum Einstellungstermin der berufsbildenden Schulen am 1. November. Damit stellen wir langfristig eine gute Unterrichtsversorgung sicher“, so Stefanie Hubig.
„In Rheinland-Pfalz haben wir eines der jüngsten Lehrerkollegien bundesweit. Das ist das Ergebnis einer kontinuierlichen Einstellungspolitik, die den Schulen Handlungsfähigkeit sichert und den Schülerinnen und Schülern unmittelbar zu Gute kommt“, sagte die Bildungsministerin.
Für eine verlässliche Personalplanung ist die Entwicklung der Schülerzahl maßgeblich: Nach derzeitigem Stand wird die Gesamtschülerzahl zum Schuljahr 2017/2018 um über 5.000 Schülerinnen und Schüler sinken. Bei den Einschulungen wird es im Vergleich zum Vorjahr rund 600 Erstklässlerinnen und Erstklässler mehr geben.
„Unseren Prognosen zufolge, werden die Schülerzahlen in Rheinland-Pfalz noch bis 2021 weiter zurückgehen und dann wieder leicht ansteigen. Die absolute Zahl wird dennoch unter der von 2016 bleiben. Wir begleiten diese Entwicklungen vorausschauend in unseren Planungen und stellen so eine bedarfsgerechte, zukunftsfeste und pädagogisch sinnvolle Versorgung mit Lehrkräften sicher“, so Hubig weiter.
„Im Gegensatz zu manch anderen Bundesländern können wir in den Grundschulen alle Planstellen mit ausgebildeten Grundschullehrkräften besetzen. Allerdings zeichnet sich auch bei uns der bundesweite Fachkräftemangel im Grundschulbereich ab. Wir begegnen dieser Entwicklung aktiv: Mit gezielten Maßnahmen werben wir für das Lehramt an Grundschulen und stellen seit dem Frühsommer dieses Jahres ganzjährig flexibel Lehrkräfte auf Planstellen ein – nicht nur zu Schuljahresbeginn und -mitte, wie es bisher gehandhabt wurde. Außerdem werden wir Lehrkräften aus anderen Schularten, die an einer Grundschule vertreten, zusätzliche Fort- und Weiterbildungen anbieten und die Möglichkeiten einer Wechselprüfung für das Grundschullehramt ausbauen“, sagte die Bildungsministerin.
Den Schulstandort stärken – Angebote sichern und ausbauen
Zum neuen Schuljahr wird an weiteren vier Standorten der Ganztagsschulbetrieb aufgenommen. Und: Für das Schuljahr 2018/2019 wurden zusätzlich neun Optionen auf Errichtung von Ganztagsschulen vergeben.
„Wir sind das Ganztagsland. Bereits 2002 hat Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland ein eigenes Landesprogramm zum Ausbau von Ganztagsschulen aufgelegt und seither Stück für Stück erfolgreich ausgebaut. Unsere Ganztagsschulen stehen für hochwertige Bildungsangebote, bei denen sich am Nachmittag Unterricht und Förderung, Arbeits- und Erholungsphasen sowie Bewegung und Ruhe sinnvoll miteinander verzahnen. Das Angebot unterscheidet sich deutlich von reinen Betreuungsangeboten, wie es sie in vielen anderen Bundesländern gibt. Das kommt den Kindern unmittelbar zu Gute und stärkt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, betonte die Ministerin.
Rheinland-Pfalz setzt dabei zum ganz überwiegenden Teil auf die Ganztagsschule in Angebotsform, das bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Eltern wählen können, ob sie am Ganztag teilnehmen oder nicht, sich dann aber für ein Jahr binden.
Zu den weiteren schulischen Neuerungen zählen landesweit sieben neu beauftragte Schwerpunktschulen. Schwerpunktschulen sind Grundschulen und weiterführende Schulen der Sekundarstufe, an denen Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im inklusiven Unterricht gefördert werden. Landesweit gibt es damit künftig 296 Schwerpunktschulen. Wir setzen weiter auf das Prinzip der Wahlfreiheit, das es Eltern betroffener Kinder erlaubt, sich zu entscheiden, ob der Besuch einer Schwerpunktschule oder der Förderschule am ehesten im Interesse ihres Kindes liegt. Unser Weg in Rheinland-Pfalz: Schwerpunktschulen werden bedarfsgerecht ausgebaut, Förderschulen werden erhalten.
Neu im Schuljahr 2017/2018 setzen zwei Integrierte Gesamtschulen – Oppenheim und Salmtal – mit der gymnasialen Oberstufe ein. Insgesamt 11 Integrierte Gesamtschulen wachsen 2017/2018 in die Jahrgangsstufe 13 und sind damit voll ausgebaut. Hier werden im kommenden Jahr zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler ihr Abitur ablegen.
Digitale Bildung als Kernthema rheinland-pfälzischer Bildungspolitik
Die Digitalisierung zu begleiten und zu gestalten ist seit Jahren ein Schwerpunkt rheinland-pfälzischer Bildungspolitik. Bereits im Jahr 2007 haben wir das bis heute sehr erfolgreiche Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“ aufgelegt, um Schulen fit zu machen für die digitale Zukunft. Im Mittelpunkt des bundesweit beachteten Landesprogramms steht eine umfassende Förderung der Medienkompetenz von allen an Schule Beteiligten.
Seither nahmen rund 65.000 Lehrkräfte an Fortbildungsangeboten zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht teil, über 2.900 Jugendmedienschutzberaterinnen und -berater wurden qualifiziert und über 2.400 Schülerinnen und Schüler als Medienscouts ausgebildet. Mit einer Fördersumme von annähernd 22 Millionen Euro wurden seither 580 weiterführende Schulen mit knapp 13.000 Notebooks und Tablets sowie mit mehr als 1.500 Interaktiven Whiteboards ausgestattet.
„Nach einer erfolgreichen Pilotphase an zwölf Grundschulen wird unser Landesprogramm zum Schuljahr 2017/2018 jetzt auch im Primarbereich ausgeweitet. Dieses Jahr werden landesweit 125 Grundschulen in das Programm aufgenommen, diese erhalten eine Förderung im Wert von jeweils 7.500 Euro, profitieren von zielgerichteter Beratung und hochwertigen Fortbildungsangeboten“, sagt die Bildungsministerin.
„Das nächste Großprojekt steht schon vor der Tür: Mit dem Start der Entwicklung des ‚Schulcampus RLP‘ stellen wir sicher, dass alle Schülerinnen und Schüler jederzeit eine digitale Lernumgebung nutzen können. Damit erfüllt Rheinland-Pfalz die zentrale Forderung der Digitalstrategie der Kultusministerkonferenz, die vorsieht, dass in den Ländern bis 2021 eine entsprechende Lernumgebung geschaffen wird“, so Ministerin Hubig weiter.
Mit dem Schulcampus soll für alle rheinland-pfälzischen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler ein Webportal entstehen, das nach einmaliger Eingabe von Anmeldenamen und Passwort die Nutzung aller verschiedenen digitalen Angebote des Landes ermöglicht. Außerdem arbeitet das Bildungsministerium aktuell an neuen Modulen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften, die sie dabei unterstützen, ihren Schülerinnen und Schülern Kompetenzen für das Leben und Lernen in der digitalen Welt zu vermitteln.
„Wir erwarten, dass der Bund die Länder und die Kommunen als Schulträger beim gebotenen Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Ausgestaltung des digitalen Lernen und Lehrens nicht alleine lässt“, fordert Stefanie Hubig erneut ein.
Fachkräfte von morgen sichern – Schwerpunkt Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik
„Dass wir schon heute Antworten auf die Fragen von morgen suchen, ist Leitlinie unseres Politikhandelns. Deshalb legen wir jetzt die Grundsteine, um dem Fachkräftemangel mit einer gezielten Schwerpunktsetzung entgegenzutreten. Die MINT-Initiative ist ein zentrales Element in der Fortschreibung der ‚Landestrategie zur Fachkräftesicherung in Rheinland-Pfalz‘, ergänzt die Berufs- und Studienorientierung und die gezieltere Förderung von Potenzialen junger Menschen“, führt Ministerin Hubig aus.
Nach der Einberufung des Runden Tisches „MINT“, liegen jetzt die ersten Ergebnisse aus den Arbeitskreisen und Workshops vor, die im vergangenen Schuljahr erarbeitet wurden. Bei seiner zweiten Sitzung Ende August wird der Runde Tisch eine Gesamt-Strategie vorstellen.
Ergänzend zur bereits präsentierten App „Zukunft läuft!“ wird im Laufe des ersten Halbjahrs eine Online-Suchmaschine für Termine zur Berufs- und Studienorientierung zur Verfügung gestellt. Dort können Anbieter – etwa von Berufsmessen – ihre Veranstaltungen eintragen. Die Ergebnisse lassen sich von allen Interessierten dann zeitlich, regional und thematisch filtern. Die Treffer sind mit den Seiten der Anbieter verlinkt. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Berufsberaterinnen und Berufsberater können sich so schnell einen Überblick verschaffen.
Unser erfolgreiches Projekt „Keiner ohne Abschluss“ wird im kommenden Schuljahr fortgeführt. Es eröffnet jungen Menschen eine zweite und wenn nötig auch eine dritte Chance, um mit einem Schulabschluss gute Voraussetzungen für den Berufsstart zu schaffen.
Die gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zur „Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler“ startet zum zweiten Schulhalbjahr. Ziel der Initiative, die auf einem Beschluss der Kultusministerkonferenz beruht, ist es, durch einen befristeten Einsatz zusätzlicher Ressourcen dazu beizutragen, dass Schulen nachhaltige Strukturen entwickeln, um besonders begabte Schülerinnen und Schüler optimal zu fördern.
„Dabei soll ein besonderes Augenmerk auf die Potenziale von Kindern und Jugendlichen aus weniger bildungsnahen Elternhäusern, insbesondere mit Migrationshintergrund, sowie auf die Ausgewogenheit der Geschlechter, insbesondere der Mädchen im MINT-Bereich, gerichtet werden“, erklärt die Bildungsministerin.
„Chancenvielfalt, Bildungsgerechtigkeit und eine hohe Qualität beim Lehren und Lernen – das bleiben die Eckpfeiler der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik. Darauf bauen wir auf und gestalten gemeinsam mit allen an Schule Beteiligten gute Bildung für heute, morgen und übermorgen“, schließt Stefanie Hubig.