Die Fachoberschule (FOS) ist in Rheinland-Pfalz organisatorisch den Realschulen plus angegliedert. An landesweit 32 Standorten können Schülerinnen und Schüler in einem zweijährigen, berufsorientierten Bildungsgang die Fachhochschulreife erwerben. Im Bildungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags stellte die Bildungsministerin heute die geplante FOS-Weiterentwicklung vor. Ziele sind unter anderem eine stärkere Profilbildung bereits bestehender Angebote und eine Ausweitung der Fachrichtungen. Die Umsetzung startet zum Schuljahr 2018/2019.
Profilbildung bestehender Fachrichtungen
Als Fachrichtungen werden in der FOS derzeit Wirtschaft und Verwaltung, Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt Gesundheit sowie Technik mit den Schwerpunkten Metalltechnik oder Technische Informatik angeboten. Durch eine stärkere Profilbildung in den bestehenden Fachrichtungen wird eine Vertiefung und Spezialisierung ermöglicht. Für die Fachrichtung Wirtschaft und Gesellschaft beispielsweise sieht das Konzept unter anderem eine Profilbildung in den Bereichen Internationale Wirtschaft, Tourismus oder E-Commerce vor.
„Die bisherigen Schwerpunkte sind mit Bedacht gewählt, weil sie berufliche Bedarfe abbilden und den Schülerinnen und Schülern somit ein Bildungsangebot machen, das ihnen gute Berufsperspektiven eröffnet. Eine vertiefende Profilbildung bildet die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ab und erlaubt den Schulen die individuelle Anpassung an regionale Strukturen. Das steigert die Attraktivität der Fachoberschule nochmals“, erklärt die Bildungsministerin.
In die Umsetzung können interessierte Standorte ab dem Schuljahr 2018/2019 gehen.
Erprobung von zwei neuen Fachrichtungen
Als Angebot für kreative und künstlerisch begabte Schülerinnen und Schüler soll die Fachrichtung Gestaltung eingeführt werden. Die neue Fachrichtung Bio- und Umwelttechnologie bereitet auf Berufsfelder wie die chemische Industrie, die Pharmaindustrie oder Berufe im Kontext erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft vor.
Die beiden neuen Schwerpunkte sollen zunächst im Rahmen von Schulversuchen an geeigneten FOS-Standorten erprobt werden. Unter Einbindung der Schulträger, der Schulgremien, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion und der Kooperationspartner und Praktikumsbetriebe vor Ort, startet noch in diesem Jahr die Bewerbungsphase für Schulen, die an der Pilotphase teilnehmen wollen. Die Schulversuche beginnen dann ebenfalls zum nächsten Schuljahr, werden eng begleitet und anschließend evaluiert.
„Die Fachoberschulen sind stark darin, Qualifikationen zu schaffen und Chancen zu eröffnen. Wir machen die Fachoberschule noch stärker“, so Stefanie Hubig.
Zum Hintergrund:
Die Fachoberschule ist ein zweijähriger Bildungsgang des beruflichen Schulwesens und ist in Rheinland-Pfalz organisatorisch mit der Realschule plus verbunden Seit der Einführung im Schuljahr 2011/2012 haben mehr als 3200 (3278) Schülerinnen und Schüler die Fachhochschulreife an einer der 32 Fachoberschule erworben.
Die Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule absolvieren in der elften Klasse jeweils an drei Tagen der Woche ein betriebliches Praktikum in der gewählten Fachrichtung. An den anderen beiden Tagen und im gesamten 12. Schuljahr besuchen sie den Unterricht in der Schule.
Mit dem Erwerb der Fachhochschulreife nach der 12. Klasse können Schülerinnen und Schüler entweder ein Studium an einer Fachhochschule beginnen oder eine Berufsausbildung aufnehmen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, an die Berufsoberschule II zu wechseln und dort in einem weiteren Schuljahr die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife zu erwerben. In 13 Jahren gelangt man so zum Abitur, das dem des Gymnasiums gleichwertig ist.
Damit bietet die Realschule plus ein großes Plus an Aufstiegsmöglichkeiten. Für die Eltern und ihre Kinder bedeutet dies auch verbesserte Zugänge zu höheren Abschlüssen.