Zusammen mit dem Ministerium haben kommunale Spitzenverbände, freie Träger, Gewerkschaften, Verbände, Arbeitgeber, Elternvertreter und viele weitere Partner das 27seitige Papier erarbeitet. „Dieser Konsens ist ein wichtiges Signal in Zeiten fehlender Fachkräfte bei gleichzeitig wachsenden Betreuungsbedarfen“, unterstrich Hubig. „Dass wir uns – trotz naturgemäß nicht immer deckungsgleicher Interessen – auf dieses Kompendium einigen konnten, ist ein großer Erfolg und zeigt die Solidarität in der Verantwortungsgemeinschaft Kita.“
Das Kompendium beinhaltet ein ganzes Bündel an verschiedenen Maßnahmen. Ziel ist nun, in den jeweiligen Verantwortungsbereichen und -strukturen an der konkreten Verwirklichung dieser Maßnahmen zu arbeiten, damit sie in den Kitas Wirkung zeigen. In einem gemeinsamen Monitoring-Prozess begleitet das Aktionsforum die Umsetzung. „Transparenz herstellen, Ausbilden und Qualifizieren, die Verbesserung der Rahmen- und Arbeitsbedingungen sowie eine tarifgerechte Entlohnung stehen als Oberbegriffe über diesem Maßnahmenpaket“, erläuterte Hubig. Dabei stehe fest: Die strukturellen und gesetzlichen Grundlagen des Systems bieten schon jetzt Gestaltungsspielräume, die alle Verantwortlichen konsequent nutzen wollen. Dazu müssen Handlungsspielräume und das Wissen über rechtliche Rahmenbedingungen bekannt sein und stetig kommuniziert werden.
So sollen die verschiedenen Zugänge zum Berufsfeld Kindertagesbetreuung der Öffentlichkeit besser bekannt und verständlich gemacht werden, zum Beispiel auch über die Kommunikationsplattformen des Bildungsministeriums: den Kitaserver und die Website der Fachkräftekampagne. Aktuell wird in Rheinland-Pfalz eine Studienmöglichkeit für Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen mit dem Fach Sozialpädagogik etabliert. Zudem wird sichergestellt, dass jedem und jeder geeigneten Auszubildenden ein Platz an einer Fachschule zur Verfügung steht. Um Assistenz- und Vertretungskräften Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung zu eröffnen und damit Aufstiegsmöglichkeiten zu schaffen, wurde sich zudem darauf verständigt, den Blick auf die Qualifizierung dieser Personen zu richten. Damit tragen sie zu einer weiteren Entlastung der im System tätigen pädagogischen Fachkräfte bei.
Auch an der Verbesserung der Rahmen- und Arbeitsbedingungen soll gearbeitet werden. Das betrifft neben administrativen Aufgaben wie der Weiterentwicklung des webbasierten Landesverfahrens für Kindertageseinrichtungen in Rheinland-Pfalz (KiDz) auch die gemeinsame Unterstützung von Trägern und Leitungskräften. Beide Stellen sollen gestärkt und bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben unterstützt werden, beispielsweise durch die Entwicklung eines modularen Systems zur Trägerqualifikation, Qualifizierungsmöglichkeiten für Leitungskräfte und die klare Benennung von Zuständigkaiten und Verantwortlichkeiten.
Das Kompendium nimmt auch die Elternarbeit in den Blick sowie die Beteiligung der Erziehungsberechtigten und erklärt diesen Punkt als Thema für den Kita-Tag der Spitzen. Denn was bei all diesen Überlegungen und der Entwicklung der Maßnahmen im Fokus stand, sind die Kinder in unserem Land und ihre Familien. Es wird also auch darum gehen, den Zugang zur Kita für alle Kinder zu ermöglichen und den Alltag bestmöglich zu gestalten.
Das komplette Kompendium finden Sie hier.
„Die kommunalen Spitzen haben sich gerne an dem Aktionsforum Fachkräftesicherung und -gewinnung in der Kindertagesbetreuung beteiligt“, sagte Anne Meiswinkel, u. a. für die Kinder- und Jugendhilfe zuständige Beigeordnete beim Landkreistag Rheinland-Pfalz. „Wir sind froh, dass in Rheinland-Pfalz großen Wert auf die Qualität der Kindertagesbetreuung gelegt wird, wofür jedoch genügend Ressourcen vorhanden sein müssen. Nicht nur die personelle, sondern auch die räumliche Situation stellt die Kita-Träger und die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe vor große Herausforderungen. Hier sind alle Verantwortlichen gefragt. Mit dem vorliegenden Arbeitspapier soll nun allen Verantwortlichen eine Unterstützung an die Hand gegeben werden.“
„Die Mitarbeit im Aktionsforum ermöglicht uns als Vertretungen der freien Trägerorganisationen die vielen, bereits vorhandenen guten Ansätze, wie Personal gewonnen, gehalten, entwickelt und qualifiziert werden kann, transparent zu machen und so voneinander zu profitieren“, sagte Bianca Monzel als Vertreterin der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände im Aktionsforum. „Gleichzeitig nutzen wir das Forum, um gemeinschaftlich verantwortete Überlegungen und Strategien im Umgang mit den großen Herausforderungen im System – u.a. weniger Mitarbeitende bei gleichzeitig steigenden Kinderzahlen – weiter zu entwickeln. Dies ist unbedingt nötig, um einen in jeder Hinsicht gesicherten Zugang zur Frühen Bildung, Betreuung und Erziehung für alle Kinder im Land sicherzustellen. Hier ist noch viel zu tun.“
Manuel Hein, Erzieher aus Lahnstein und Mitglieder der Gewerkschaft komba, ergänzte: „Durch das Bohren dicker Bretter ist es uns letztendlich gelungen, ein gemeinsames Kompendium mit vielen Mitgliedern der Verantwortungsgemeinschaft zu entwerfen. Alle Teilnehmenden kamen mit unterschiedlichen Erwartungen und Positionen in die Arbeitsgemeinschaft, alle aber hatten das Ziel, die Fachkräftesicherung- und auch Gewinnung positiv zu begleiten. Es ist klar, dass Fachkräfte durch die Maßnahmen im Kompendium nicht ‚vom Himmel fallen‘, aber wir konnten an vielen kleinen Stellschrauben drehen, um das Kita System ein wenig stabiler zu gestalten. Dennoch gilt es nach dem Kompendium dran zu bleiben, nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der Situation in den Kitas in den Blick zu nehmen und den Beruf attraktiver zu gestalten.“
„In der aktuellen Kita-Krise stoßen Fachkräfte schnell an ihre Grenzen“, berichtete Claudia Theobald, Vorsitzende des Verbandes KiTa-Fachkräfte. „Es ist nicht möglich, alle Probleme vor Ort zu lösen und aufzufangen. In Zeiten des Mangels ist es besonders wichtig, Kita-Teams vor dauerhafter Überlastung zu schützen und Kindern einen stabilen, verlässlichen Rahmen zu bieten. Das Kompendium benennt Verantwortungsträger und Zuständigkeiten. Es listet auf, wo Kita-Fachkräfte notwendige Ressourcen für ihre Arbeit einfordern und an wen sie sich mit den jeweiligen Belangen wenden können.“
Aus Sicht der Eltern fügte die Vorsitzende des Landeselternausschusses (LEA), Karin Graeff, hinzu: „Als LEA machen wir uns dafür stark, das Kompendium des Aktionsforums ernst zu nehmen. Es gibt noch eine Menge Möglichkeiten im System, die schon jetzt bestehen, die aber noch lange nicht flächendeckend genutzt und umgesetzt werden. Genau das ist jedoch das Mindeste, das wir als Verantwortungsgemeinschaft unseren Kindern bieten müssen. Die Umsetzung des Kompendiums darf nicht dem Zufall überlassen werden, hier sehen wir alle Kita-Akteure in der Pflicht ihren Teil beizusteuern.“
Übersicht: Mitglieder des Aktionsforums Fachkräftesicherung und -gewinnung
- Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland
- Evangelisches Büro
- Gemeinde- und Städtebund
- GEW Rheinland-Pfalz
- Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit Rheinland-Pfalz
- Katholisches Büro
- komba gewerkschaft Rheinland-Pfalz
- Kommunaler Arbeitgeberverband Rheinland-Pfalz Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung
- Landeselternausschuss Rheinland-Pfalz
- Landkreistag Rheinland-Pfalz
- LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz
- Ministerium für Bildung
- Städtetag Rheinland-Pfalz
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
- Verband KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz