„Eine gute Unterrichtsversorgung ist Grundlage für erfolgreiches Lernen und Lehren. Deswegen freut es mich, dass wir die Versorgung für dieses Schuljahr erneut verbessern konnten. Damit erreichen wir bei der strukturellen Unterrichtsversorgung einen neuen Bestwert. Die 100 Prozent sind unser Ziel – und an den Grundschulen haben wir das in diesem Jahr erreicht“, betonte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig.
Zu Beginn des Schuljahres erhält jede Schule eine spezifische Zuweisung an Lehrer-Wochenstunden. Diese richtet sich nach der Schüler- und Klassenzahlentwicklung und umfasst den Regelunterricht mit den notwendigen Differenzierungen und zusätzliche Zuweisungen – etwa für Inklusion, besondere Förderangebote oder Arbeitsgemeinschaften.
„Die Lehrer-Wochenstunden sind so bemessen, dass mit der Zuweisung der Pflichtunterricht abgedeckt und darüber hinaus weitere Angebote, lokale Besonderheiten und Bedürfnisse der Schulen berücksichtigt werden können. Denn jedes Kind und jede Schule ist einzigartig. Die Zuweisung an Lehrer-Wochenstunden trägt dem Rechnung, bietet Spielraum für individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen und ermöglicht den Schulen darüber hinaus, ihr eigenes Profil zu entwickeln“, so Hubig weiter.
Unterrichtsversorgung nach Schularten
Die konstant beste strukturelle Unterrichtsversorgung verzeichnen auch in diesem Jahr wieder die Grundschulen. Mit einem Soll-Ist-Verhältnis von 100,3 Prozent wird hier die 100-Prozent-Marke erreicht und sogar übertroffen.
„Die Grundschulen legen ein wichtiges Fundament für den Bildungserfolg und bereiten unsere Schülerinnen und Schüler auf die weiterführenden Schulen vor. Deshalb war uns wichtig, dass wir nicht nur alle Planstellen mit voll ausgebildeten Grundschullehrkräften besetzen konnten, sondern gleichzeitig auch einen neuen Bestwert bei der Unterrichtsversorgung erreichen konnten. Das zeigt sehr deutlich, dass sich unsere langfristig ausgelegte Ausbildungs- und Einstellungspolitik erfolgreich auszahlt“, sagte die Bildungsministerin. „Eine sehr gute Unterrichtsversorgung, grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer auf Planstellen und die im bundesweiten Durchschnitt kleinsten Klassen – damit bieten unsere Grundschulen beste Startbedingungen für ihre Schülerinnen und Schüler und gute Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte“, so Hubig weiter.
Die Unterrichtsversorgung an den Realschulen plus konnte noch einmal verbessert werden, hier wurde mit 99,2 Prozent ebenfalls ein sehr guter Wert erzielt. Auch die Integrierten Gesamtschulen haben sich bei der strukturellen Unterrichtsversorgung deutlich verbessert. Die Integrierten Gesamtschulen und die Gymnasien des Landes erreichen ein Soll-Ist-Verhältnis von 98,9 Prozent. Die Unterrichtsversorgung an den Förderschulen hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 95,1 auf 96,5 Prozent ebenfalls deutlich verbessert.
Mit einem Soll-Ist-Verhältnis von 99,1 Prozent (98,6 % im Schuljahr 2017/2018) erreichen die allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz in diesem Jahr damit erneut eine sehr gute strukturelle Unterrichtsversorgung. Die Daten zur strukturellen Unterrichtsversorgung wurden am 23. August 2018, dem Statistikstichtag, erhoben. Diese Zahlen zeigen, inwieweit die zugewiesenen Stunden (Ist-Wert) dem Planungswert (Soll-Wert) entsprechen.
„Natürlich wissen wir, dass die Zahlen zur strukturellen Unterrichtsversorgung nicht den temporären Ausfall von Unterricht umfassen, der durch kurzfristige Ausfälle von Lehrerinnen und Lehrern – etwa durch Erkrankungen, Schwangerschaft oder Elternzeit – verursacht wird. Diese Fälle sind leider nicht zu vermeiden und voraus zu sehen. Wir haben mit dem Vertretungspool, PES oder den Feuerwehrlehrkräften aber zahlreiche Mechanismen geschaffen, um temporären Ausfall zu begegnen. Und wo diese Maßnahmen nicht sofort greifen, versucht die Schulaufsicht gemeinsam mit den Schulen, schnelle und individuelle Lösungen zu finden. Und auch hier arbeiten wir an Verbesserungen, um temporären Unterrichtsausfall effektiv zu reduzieren: Mit einem Modellprojekt in Mainz, Koblenz und Ludwigshafen und mit 80 zusätzlichen Stellen für Feuerwehrlehrkräfte im Doppelhaushalt 2019/2020“, so Stefanie Hubig.
Kleinere Klassen, bessere Schüler-Lehrer-Relation
Rheinland-Pfalz hat die – mit im Durchschnitt 18,5 Kindern – kleinsten Grundschulklassen bundesweit. In den Realschulen plus, den Integrierten Gesamtschulen und den Gymnasien hat sich die durchschnittliche Klassengröße im aktuellen Schuljahr leicht verringert. In allen Schularten liegt die durchschnittliche Klassengröße deutlich unter der Klassenmesszahl – dem Wert also, der die maximale Größe einer Lerngruppe angibt. „Von kleineren Klassen können nicht nur die Schülerinnen und Schüler profitieren. Kleinere Lerngruppen kommen auch den Lehrkräften direkt zu Gute“, so die Bildungsministerin.
Bei einer Klassenmesszahl von 25 in der Orientierungsstufe und 30 in der Sekundarstufe haben die Klassen an Realschulen plus im Land durchschnittlich 21,9 Kinder und Jugendliche. An den Integrierten Gesamtschulen sind im Schnitt 25,5 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse, die in der Klassenmesszahl vorgesehene Größe liegt bei bis zu 28 (Orientierungsstufe) bzw. 30 in der Sekundarstufe.
Auch die Schüler-Lehrkräfte-Relation ist deutlich besser geworden. Kamen an den Grundschulen im Schuljahr 2008/2009 im landesweiten Schnitt auf eine Lehrkraft 17,4 Schülerinnen und Schüler, waren es im Schuljahr 2017/2018 nur noch 14,9 Schülerinnen und Schüler. Auch an den Realschulen plus zeigt sich im 10-Jahres-Vergleich eine deutliche Verbesserung: Von 15,5 auf nun 13,4 Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft. An einer Integrierten Gesamtschule unterrichtet eine Lehrkraft im Land heute durchschnittlich 12,9 Schülerinnen und Schüler (2008/2009: 14,2). An Gymnasien verbesserte sich die Relation von 16,6 auf 14,5. An Förderschulen – mit ohnehin aus pädagogischen Gründen besonders kleinen Lerngruppen – hat sich die Schüler-Lehrer-Relation von 6,3 auf 6 Kinder pro Lehrkraft verbessert.
„Wir wissen, dass die Herausforderungen sich gewandelt haben und insbesondere die Heterogenität an den Schulen gestiegen ist. Deswegen bieten wir gute Rahmenbedingungen und arbeiten ständig daran, diese im Sinne der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler weiter zu verbessern“, so Ministerin Hubig.
Schülerzahlen gehen weiter leicht zurück
Insgesamt sind die Schülerzahlen zum Schuljahr 2018/2019 an allgemeinbildenden Schulen erneut leicht gesunken. Nach den vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Landesamtes zur Schulstatistik sind es im laufenden Schuljahr 410.353 Schülerinnen und Schüler (inklusive Fachoberschulen). Im Schuljahr 2017/2018 lag die Schülerzahl noch bei 413.467, das entspricht einem Rückgang von rund 3.100 Schülerinnen und Schülern (-0,8 %). Den aktuellen Prognosen zufolge wird die Schülerzahl an allen rheinland-pfälzischen Schulen insgesamt noch bis 2021 zurückgehen, danach wieder leicht ansteigen.
„Gemessen an den gesunkenen Schülerzahlen der vergangenen Jahre hätte man mehrere tausend Lehrkräfte aus dem System nehmen können – so haben das auch viele andere Bundesländer gehandhabt, die nun händeringend nach Fachkräften suchen. In Rheinland-Pfalz haben wir uns stattdessen für kleinere Klassen, eine verbesserte Schüler-Lehrer-Relation und eine deutliche Stärkung der Unterrichtsversorgung entschieden. Das war und ist die richtige Entscheidung, wie ich finde“, so die Bildungsministerin.
Mehr als 1.000 Neueinstellungen
Rheinland-Pfalz setzt weiterhin auf eine kontinuierliche Einstellung und Ausbildung von Lehrkräften, gerade in Zeiten, in denen die Schülerzahlen sinken. Im ersten Schulhalbjahr 2018/2019 wurden insgesamt 1.028 Fachkräfte an den Schulen eingestellt. Weitere folgen im zweiten Halbjahr. Und auch im Doppelhaushalt 2019/2020 sind für Lehrerinnen und Lehrer, Feuerwehr- und Sprachförderlehrkräfte 390 zusätzliche Stellen vorgesehen.
„Auch wenn wir erneut alle Planstellen an Grundschulen besetzen konnten, sehen wir natürlich die bundesweite Entwicklung, dass es insbesondere im Grund- und Förderschulbereich zunehmend schwieriger wird, Lehrkräfte zu finden. Wir haben deshalb bereits verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um unseren Lehrkräftebedarf nachhaltig und in Zukunft decken zu können. Am Anfang steht dabei die Lehrerausbildung für alle Schularten an Universitäten und im Vorbereitungsdienst an den Studienseminaren. Dazu gehören aber auch die Flexibilisierung des Einstellungsverfahrens, die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften anderer Schularten, die an Grundschulen und Förderschulen zum Einsatz kommen, sowie die gezielte Werbung für das Lehramt an Förderschulen, Grundschulen und für Bedarfsfächer. Denn es ist eine gute Entscheidung in Rheinland-Pfalz Lehrerin oder Lehrer zu werden. Der Erfolg bei den Einstellungen zum Schuljahresbeginn gibt uns zwar Recht, aber insbesondere die Situation an den Förderschulen zeigt: Wir müssen intensiv weiterarbeiten und dranbleiben“, betonte die Ministerin.
Aufgrund der kontinuierlichen Einstellungspraxis der vergangenen Jahre verfügt Rheinland-Pfalz über eine ausgewogene Altersstruktur bei den Lehrkräften. Mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren sind die rheinland-pfälzischen Lehrerinnen und Lehrer relativ jung. Das bedeutet auch, dass die Ersatzbedarfe für in den Ruhestand wechselnde Kolleginnen und Kollegen in den kommenden Jahren etwas geringer ausfallen werden. Das ist eine positive Ausgangslage vor dem Hintergrund des bundesweiten Fachkräftemangels. Gleichzeitig bieten sich für Absolventinnen und Absolventen – besonders für die Lehrämter an den Grund- und Förderschulen – weiter gute Perspektiven im rheinland-pfälzischen Schuldienst.
Mehr Sicherheit, mehr Gerechtigkeit – Feriendurchbezahlung für Vertretungslehrkräfte
Trotz der sehr guten strukturellen Versorgung der Schulen bleibt es nicht aus, dass Lehrerinnen und Lehrer aufgrund von Erkrankung oder Elternzeiten vertreten werden müssen. Solche temporären Ausfälle sind nicht planbar. Gleichzeitig sollten langfristige Vertretungsaufgaben nicht auf das reguläre Kollegium umgelegt werden, da das zu einer erheblichen Mehrbelastung führen würde. Ein wichtiges Instrument ist hierbei der Vertretungspool, den wir in den vergangenen Jahren ständig weiter ausgebaut haben. Am 1. Februar 2019 kommen weitere 100 Stellen dazu. Insgesamt umfasst der Vertretungspool dann 1.300 Stellen, 2016 waren es noch 800. Der Vertretungspool bietet unbefristete Einstellungsmöglichkeiten im Beamtenverhältnis, um temporäre Ausfälle zu kompensieren. Um die Unterrichtsversorgung sicherzustellen, ist darüber hinaus der Einsatz von Vertretungslehrerinnen und Vertretungslehrern unvermeidbar. Auch Vertretungslehrkräfte leisten hervorragende und engagierte Arbeit, weswegen das Bildungsministerium entschieden hat, ihre Arbeitsbedingungen erheblich zu verbessern: In Rheinland-Pfalz werden ab diesem Schuljahr alle Vertretungslehrkräfte, deren Vertrag vor dem 1. März abgeschlossen wird und die bis zum Ende des Schuljahres unterrichten, auch in den Ferien durchbezahlt. Ohne Ausnahme.
„Diesen Schritt gehen wir in Rheinland-Pfalz aus Überzeugung. Diejenigen Lehrkräfte, die nicht gleich eine Dauerstelle bekommen, profitieren davon ganz unmittelbar. Die Regelung schafft mehr Sicherheit und Gerechtigkeit“, sagte Stefanie Hubig.
Ergänzende Information:
Die Auswertungen zur strukturellen Unterrichtsversorgung an berufsbildenden Schulen liegen erst zu einem späteren Zeitpunkt vor, da viele Auszubildende ihre Ausbildung erst nach Schuljahresbeginn aufnehmen. Deshalb liegt der Statistiktag später im Jahr.