Page 33 - Bildungs- und Erziehungsplan Rheinland-Pfalz
P. 33
Was die Entwicklung einer stabilen Beziehung beim Übergang von den Eltern und der Familie als primäre Bezugspersonen hin zu einer Bezugsperson in die Kindertagesstätte fördern, be- schreibt Kapitel 4.1 ausführlicher. Ein derartiges Bildungs- und Erziehungsverständnis stellt hohe Anforderungen an pädagogische Fachkräfte. Einfühlungsver- mögen, eine gute Beobachtungsgabe sowie entwicklungspsy- chologische Kenntnisse sind hier nur einige Komponenten. Je komplexer die frühen Welt-Erfahrungen der Kinder, um so eher sind sie in späteren Jahren in der Lage, mit Komplexität und auf sie zukommenden Anforderungen umzugehen und angemessene Lösungsstrategien zu entwickeln. Dies steht in Einklang mit den Anforderungen, die eine Wissensgesellschaft an das Individuum und ein lebenslanges Lernen stellt. In die- sem Sinne orientiert sich die Arbeit in Kindertagesstätten am einzelnen Kind und seinem spezifischen Entwicklungsstand und -verlauf. Auch die individuelle Erfahrungs- und Lebens- welt von Kindern und ihren Eltern außerhalb der Kindertages- stätte werden in die Arbeit mit einbezogen. Lernen findet stets in einem spezifischen Kontext statt, der die jeweils aktuelle Lebenssituation von Kindern bestimmt. Das bedeutet, dass kulturelle Unterschiede und soziale Komplexität in den Lebensbedingungen von Kindern zu beachten sind. Dazu ge- hören z.B. die geografische Mobilität der Eltern, Migration, Armut, Veränderungen wie Trennung, Scheidung und Wieder- heirat eines Elternteils oder weitere Lebensereignisse, die ein Kind zu bewältigen hat. Beobachtet man diesen spezifischen Kontext, dann sind an den Bildungsprozessen des einzelnen Kindes neben seinen Eltern die pädagogischen Fachkräfte, an- dere Kinder und auch weitere Erwachsene aktiv beteiligt. Bil- dung ist eben auch ein sozialer Prozess. CV_65065_Bildungs-und Erziehungsplan Rheinland-Pfalz 4AL_INHALT_.indb 31 01.09.2020 12:22:26 Bildungs- und Erziehungsverständnis in Kindertagesstätten 31