Page 107 - Bildungs- und Erziehungsplan Rheinland-Pfalz
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      Ein zentraler Handlungsschritt zur Umsetzung des Bildungs- auftrages in Kindertageseinrichtungen ist die Beobachtung und der sich an die Beobachtung anschließende fachliche Dis- kurs der Erzieherinnen und Erzieher. Damit auf die je individuellen Bildungsprozesse der Kinder eingegangen werden kann, d. h. damit Kinder unterstützt, ge- fördert und gefordert werden können, müssen Erzieherinnen und Erzieher wissen, mit welchen Themen sich das Kind be- schäftigt und wie es mit diesen Themen umgeht. Damit erhält die Aufgabe der Beobachtung einen zentralen Stellenwert im pädagogischen Alltag der Kindertagesstätten. Auch wenn die Beobachtung nicht den Anspruch erheben darf, Kinder ganz zu verstehen, so gilt es doch, durch kontinu- ierliche Beobachtung der Kinder und durch das Gespräch mit ihnen wahrzunehmen und zu versuchen zu verstehen, was die Kinder beschäftigt, was sie erfreut und bedrückt, wie sie an die Dinge dieser Welt herangehen und sie zu verstehen suchen. Wahrnehmung bedeutet aufmerksame und fragende Zuge- wandtheit. Beobachtung ist immer auch ein Beziehungsange- bot an das Kind. „Ihrem beruflichen Selbstverständnis nach wären Erzieherin- nen, die ihre Kindertagesstätte als Bildungsstätte definieren, also forschende Pädagoginnen, die den Kindern mit Offenheit begegnen und mit Ernsthaftigkeit die Hypothesen der einzel- nen Jungen und Mädchen über die Welt und ihre Beschaffen- heit zu verstehen suchen.“10 10 Andres, Beate: Beobachtung und fachlicher Diskurs. In: Laewen, Hans­ Joachim; Andres, Beate (Hrsg.): Forscher, Künstler, Konstrukteure. Werkstatt­ buch zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen. Weinheim, Berlin, Basel 2002, S. 101.      CV_65065_Bildungs-und Erziehungsplan Rheinland-Pfalz 4AL_INHALT_.indb 105 01.09.2020 12:22:43 Beobachtung Beobachtung als Beziehungs- angebot 105            


































































































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